Was sich aktuell in Japan abspielt ist ohne Zweifel eine Katastrophe. Dass der Sensationsjournalismus dabei voll auf seine Rechnung kommt, steht ebenso ausser Frage. Berichtet und schockiert muss werden was das Zeug hält. Was mich aber wirklich anwidert sind die prominenten Trittbrettfahrer, die ihren Senf abgeben nur um wieder mal erwähnt zu werden.
• Da ist zu lesen, dass Lady Gaga ein Armband entworfen hat und den Verkaufserlös von Euro 5,80 spendet. Ein weisses Gummiband, mit “We pray for Japan”. Schön zu sehen, dass alle beten. Ich wette sie hat diese kreative Meisterleistung niemals selbst in ihrer Hand gehalten.
• Michael Schumacher ist mit seinen “Gedanken und Emotionen voll bei den Menschen in Japan” und fährt danach zu neuer Bestzeit. Voll konzentriert und voller Mitgefühl. Wahrscheinlich aus Angst davor, dass ihn die Atomwolke einholen könnte.
• Lindsay Lohan twittert kurz vor Knastantritt noch rasch, dass “Gott alle die in Angst sind doch beschützen möge”. Das hilft den Menschen im Pazifikstaat natürlich ungemein. Ob sie am Ende nicht sich selbst gemeint hat weil es demnächst in die Zelle geht?
• Auch Katy Perry und Kim Kardashian “beten” via Twitter für die Menschen auf der Insel. Wieviel “retweets” das wohl generieren mag? Wer braucht da noch eine Kirche, wenn schon alle via Twitter beten?
• Und sogar Charlie Sheen, der letzte Held von Hollywood, zeigt Herz und spendet 1,- (EINEN) Dollar von jedem verkauften Ticket für seine neue One-Man-Show. Warum nicht alles, Mr. Sheen? Ist doch nur Geld.
In dieser Tonart geht es weiter. Jeder halbwegs Prominente muss sein Mitgefühl medienwirksam in den Äther pusten, um danach zur Tagesordnung über zu gehen. Business as usual. Wie schon gesagt, das Ganze ist natürlich eine grosse Katastrophe. Aber diese mediale Heuchelei die dazu verbreitet wird ist mindestens genau so schrecklich. Hilft sie doch keinem der Betroffen, ausser jenen, die “in Gedanken bei den Menschen sind”. Nämlich vom hofierten und geliebten Boulevard erwähnt und als guter Mensch gezeigt zu werden.
Heute ist es Japan, gestern war es Khao Lak und morgen ist es Indonesien. Katastrophen gehören zu und begleiten unser aller Leben. Die Worthülsen bleiben immer die gleichen und sind deshalb auch entbehrlich.
Ach es ist doch immer so.
Eigentlich ist schnell alles gesagt. Aber eben nicht von allen.
@Judy: Yep.