Als mich meine Eltern als Kind anno dazumal zu Hair mitschleppten war ich genervt. Weil ich keine Ahnung hatte worum es ging und mir dieses “Gehopse mit Singen” einfach suspekt und unheimlich war.
Als ich meine erste Auslandsreise zum Studentenaustausch nach London unternahm, kam ich mit Donna Summer in Berührung, die, bereits damals, als ich noch ein Knirps war, auf der Bühne stand als ich das Theater um die Haare über mich ergehen lassen musste. Diesmal jedoch sang sie “I Feel Love” und es war zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar, dass sie damit auf beeindruckende Weise das Disco-Zeitalter einläutete. Eine Epoche die ich selbstverständlich in vollen Zügen und mit sämtlichen “Nebenwirkungen” miterleben durfte und auch ohne Rücksicht auf Verluste gelebt habe.
Heute, wenn ich diese Musik höre, ist es wie mit altem Cognac. Es braucht eben alles seine Zeit um sich zu entfalten und um einem grösseren Verständnis zugänglich gemacht werden zu können. Wie so oft ist der Blick des Historikers ein anderer als jener des Visionärs und am Ende bleibt die Frage, was wohl besser ist. Im aktuellen Fall kan man wohl sagen: Es hat sich nichts geändert. Nur die Spielzeuge und die Protagonisten sind andere und wir erleben heute in Echtzeit, was damals nur in zensurierten Wochenschauen zu sehen war.