Gottesstaat Österreich

Entweder verstehe ich da was falsch, oder ich verstehe da was falsch. Ich dachte immer, dass Österreich eine Regierung hat die zumindest so tut als würde sie “regieren” und eine Kirche, die für beten, vereinen und beerdigen zuständig ist. Das “Kinder- und Jugendressort” lasse ich da mal bewusst weg.

Tatsächlich scheint es allerdings so zu sein, als würden die bunten Klamaukfiguren der Staatsparteien mächtig eines vom Zentralorgan der Kreuz- und Kuttenträger auf die Kappe kriegen. Wie sonst soll man diese Ansagen zu verstehen haben?

Das Gipfelgespräch der Regierungsspitze mit Kirchenvertretern hat Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) eine deutliche Schelte durch Kardinal Christoph Schönborn beschert. Kardinal Schönborn las der Regierung nämlich hinter den Polstertüren des Kanzleramtes die Leviten. Nach eineinhalb Stunden Budget-Gipfel zogen Faymann, Pröll und Kardinal Schönborn gemeinsam Bilanz. Die inhaltlichen Differenzen bleiben aber bestehen.

Was hat ein österreichischer Bischof überhaupt bei “Budget-Gipfelgesprächen” verloren? Weiters heisst es:

Der Bischof kritisierte nicht nur die geplanten Einschnitte bei Familien, sondern auch die verspätete Vorlage des Budgets, das Ansteigen der Staatsverschuldung und den Bau des Koralm-Tunnels. Auch die Verwaltungsreform sei nicht angegangen worden. Er überraschte auch mit der Forderung nach einer Wiedereinführung von Studiengebühren und deutlicher Kritik an deren Abschaffung und meinte dazu: „Die Abschaffung war ein populistischer Schritt und könnte mit ein Grund für die Probleme sein.“

Es ist gut zu wissen, dass sich die Kirche auch für den Tunnelbau und die Verwaltungsreform interessiert. Während sie selbst die Krater auf ihren eigenen Baustellen ungesichert lässt und nicht in der Lage ist sie zu entschärfen.

Neben Schönborn brachten der evangelische Bischof Michael Bünker, Ariel Muzicant von der Israelitischen Kultusgemeinde (der übrigens bei allem dabei ist wenn es in Österreich etwas zu meckern gibt), Anas Schakfeh von der Islamischen Glaubensgemeinschaft, die Vertreter der Orthodoxie Mesrob K. Krikorian, Emanuel Aydin sowie Bischof Gabriel, der Mormone Viktor Waschoch und der Buddhist Gerhard Weißgrab ihren Unmut zum Ausdruck.

Diese Liste ist schon beeindruckend. Was sich da an Religion gemeinsam in die Presche wirft um der österreichischen Regierung “zur Hand” zu gehen.

Als krönenden Abschluss gab es dann noch den göttlichen Auftrag vom Oberhirten, der uns wohl alle tief erschaudern lässt.

Kardinal Schönborn nach dem Gipfel: „Man muss auf die Schwächsten schauen. Ich warte jetzt auf Vorschläge der Regierung und bin zuversichtlich.

Der Bischof wartet auf Vorschläge. Mon dieu, mon dieu. Werden wir jetzt Gottesstaat, geführt von Parteihirten, oder müssen wir bald alle zu Kreuze kriechen und untertänigst Busse tun? Irgendwie läuft da was falsch in der Bananenrepublik. Und zwar gewaltig.

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