Rettungsgasse eine einzige Posse

Österreich ist um eine Posse reicher. Seit 1. Jänner ist auf unseren Autobahnen die monatelang im Fernsehen beworbene “Rettungsgasse” Pflicht. Wer jetzt aber glaubt, dass es für den österreichischen Autofahrer zumutbar ist sich zwei Dinge den Strassenverkehr betreffend zu merken, der irrt gewaltig. Der kennt nicht des Österreichers Mentalität und schon gar nicht seine Aufnahmefähigkeit. Die Regel ist einfach: Wenn Autobahn zweispurig, dann die linke Spur nach ganz links und die rechte nach ganz rechts. Wenn dreispurig (mehr haben wir in Ö sowieso nicht), dann die linke ganz nach links und die rechte und mittlere ganz nach rechts. So weit, so einfach, sollte man meinen.

Aber hier macht die Intelligenz des österreichischen Autofahrers dem ganzen Plan einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Er schafft das nämlich nicht. Vielmehr wird der nun freie Streifen von vielen sogar als DIE Gelegenheit angesehen, endlich rascher durch den Verkehr zu kommen und zum Überholen benutzt. Was natürlich schlagartig von allen anderen gnadenlos kopiert und nachgemacht wird. Ein Land voller Idioten hinterm Lenkrad. Wer glaubt, dass hier gestraft wird, der irrt ebenso. “Es bräuchte Zeit zum Üben”, heisst es von den zuständigen und nicht zuständigen Stellen. Man kann ja nicht erwarten, dass der österreichische Autofahrer sofort weiss wo links und rechts ist. Welch Wunder, dass der Prozess des Einsteigen ins Auto schon so automatisiert ist und man nicht mehr darüber nachdenken muss.

Die eigentliche Posse aber ist, wie bei allem in Österreich, die Definition ab wann die Rettungsgasse verpflichtend ist. Die heist nämlich bei “Staubildung”. Und genau hier spiegelt sich das Wesen der allgemeinen Gesetzgebung wider. Ab wann ist denn nun eine Staubildung bitteschön eine Staubildung. Wenn mehr als drei Autos hintereinander stehen oder die Fliessgeschwindigkeit unter 20 km/h fällt? Wenn eine Schlange von Autos lange und langsam ist oder erst wenn alles steht und nichts mehr geht? Genau das ist es, was dazu führt, dass sich keine Sau auskennt und es im Ermessen des einzelnen Autofahrers liegt zu entscheiden, wann denn nun ein Stau ein Stau ist. Dank einer – wie in Österreich so üblich – vollkommen laschen und nichtssagenden Definition die einzig dem Gesetzgeber erlaubt nach “freiem Ermessen” zu handeln und den Autofahrer und auch jeden anderen Bürger als Deppen sterben lässt.

Man kann sich nur bei unseren überbezahlten “Experten” bedanken die nicht in der Lage sind, bzw. gar nicht in der Lage sein wollen, Gesetze so zu formulieren, dass jeder etwas damit anfangen kann. Ist es doch viel angenehmer sich im Ernstfall das Bällchen hin- und her zu schieben und den Kampf auf jenen Rücken auszutragen, auf welche man auch sonst im Staate Österreich mit Freude drauf scheisst. Ich bin deshalb für eine Rettungsgasse für Politiker. In diese müssen alle reinfahren und am Ende ist eine ganz tiefe Schucht. Ohne Warnhinweise vor dem Abgrund.

PS: Wer zu seinem Glück laufender Benutzer der Wiener Südosttangente ist, der sollte sich vielleicht eine andere Route suchen. Auf dieser staut es nämlich täglich mehrmals auch ohne Unfall und laut Gesetz müsste diese ab sofort in eine permanente Rettungsgasse umgewandelt werden. Ich wette, dass man dafür aber auch eine “Lösung” hat im Ministerium der Verkehrsexperten.

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