Österreichische Finanz in Höchstform

Ein altes Sprichwort lautet: “Wer nichts wird, wird Wirt”. Soweit, so gut. Dass man in Österreich jedenfalls – so man tatsächlich versucht in der Gastronomie zu reüssieren – dieses Geschäft nur dann erfolgreich ausüben kann, wenn man mindestens 50% an der Steuer vorbei macht, das weiss jeder Gastronom in diesem Land. Und auch jeder Mitarbeiter der Finanz. Sorgen die doch dafür, dass ein durchschnittlicher Gastronom im Grunde genommen dazu gezwungen wird kriminell zu arbeiten. Was auch jeder Finanzbeamte weiss, und grossteils duldet. Würde ein Gastronom nämlich wie vorgeschrieben 100% ehrlich werken, müsste er bereits nach dem ersten Monat wieder Konkurs anmelden und sich fortan, in alle Ewigkeit “Pleitegeier” nennen.

Um dem kriminellen Treiben beim “Wareneinkauf” einen wirkungsvollen Riegel vorzuschieben, hatten, wie üblich, Experten und andere “Praxis-Ikonen”, einen Erlass erlassen, der seit Jänner für ein riesiges Aufsehen sorgte. Demnach war jeder ausweispflichtig, der pro Einkauf 20 Liter Bier (mehr als 2 Kisten), 10 Liter Wein, oder 2 Liter Schnaps zu erstehen gedachte. Wie so oft, wenn die hoch bezahlten, in düsteren Zimmern hausenden “Ordnungshüter und -bewahrer” darüber nachdenken, wie sie dem Unternehmer noch mehr Prügel zwischen die Beine werfen können (in dieser Disziplin ist man in Österreich unangefochten Weltmeister UND Olympiasieger), dann schiessen sie in der Regel auch gleich jede Privatperson mit ab.

Der intelligente Erlass verpflichtete nämlich in einem Aufwischen gleich auch jede Privatperson zur Abgabe seiner persönlichen Daten mittels Ausweis an der Kassa. Wer nämlich 3 Kisten Bier für eine grössere Party einkaufen wollte (was ja durchaus nicht unüblich ist), der musste sich dazu ausweisen. Mit Name und Adresse. Wer, was auch üblich ist, in einem Weinshop oder beim Winzer seiner Wahl einmal eine, Gott behüte gleich mehrere 6er oder 12er Kisten Wein einkaufen wollte, der durfte dies nur unter Vorlage seines Ausweises und der Angabe seiner Wohnadresse tun. Wer gar seine Hausbar mit frischen Edelbränden auffüllen oder ergänzen wollte, der, richtig geraten, der musste seine persönlichen Daten dafür rausrücken. Für die Finanz, natürlich. Welch Wunder, dass man nicht gleich auch hörte “alles im Namen der Sicherheit”.

So macht man das in der Republik der Vereinigten Bananenhändler. Hirn abschalten, dann die Luft im Raum aufsaugen und sie mit selbiger im eigenen Hohlraum auf gemeinsame Temperatur bringen und dann, den ganzen heissen Gestank einfach rauslassen und die Türen hinter einem schliessen.

Dieses Mal ist die ganze Sache – Gott sei Dank – voll in die Hose gegangen. Nach heftigen Protesten des Handels sah man sich im Finanzministerium dazu gezwungen, den Erlass wieder “rückzuerlassen”. Das durfte dann der brav gebriefte Pressesprecher des Ministeriums für Enteignungsangelegenheiten der versammelten Meute an Reportern mitteilen. Gesucht werde, laut Sprecher, nun eine “intelligente Neuregelung” der ganzen Sache. Wie man das, und vor allem mit welchen Personen man das zuwege bringen will, diese Antwort blieb man, wie üblich schuldig.

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