Frosch im Hals

Weiss jemand wie es ist, wenn man das Gefühl hat als hätte man sein Stammhirn im Rachen stecken? So erging es mir nämlich gestern. Gleich als ich munter wurde stellte ich panisch fest, dass ich weder richtig schlucken konnte, noch dass ich das, was da anscheinend in meinem Rachen steckte, aus diesem wieder raus bekam. Ich würgte also vor mich hin und mit jedem Versuch diesen “Pfropfen” aus meinem Hals zu kriegen wurde es schlimmer. Panik machte sich breit und ich sah mich schon verreckend in meiner Wohnung liegen. Erstickt am eigenen Kleinhirn. Oder was immer das in meinem Hals war. Also machte ich mir noch rasch einen Kaffee bevor es mit mir zu Ende gehen sollte und schaute auch noch den Start des Formel 1 Rennens. Deswegen war ich ja aufgestanden.

Nach ein paar Minuten und weiteren Würgeattacken ging mir dann aber endgültig der Hintern auf Grundeis und ich überlegte wie ich den Sonntag überstehen sollte. Da ich mich auch nicht ins Auto setzen und mehr würgend als vorausschauend durch die Stadt düsen wollte und ebenso wenig in öffentlichen Verkehrsmitteln als “Attraktion” auf mich aufmerksam machen wollte, ging ich zur um die Ecke liegenden Polizeistation und ersuchte diese die Rettung für mich zu rufen. Nicht ohne nach jedem zweiten Wort Gefahr zu laufen, mir mein im Rachen steckendes Kleinhirn rauf zu würgen.

Nach ein paar Minuten war dann die Rettung (inklusive Notarzt) da. Was angesichts der Lage ein wenig übertrieben schien. Zumal sich dieser nicht einmal dazu bemüssigt fühlte mich anzuschauen. Kurz darauf war ich im Krankenhaus in der Ambulanz und durfte dort … warten. Nach einer Stunde durfte ich dann mit meinem Frosch im Hals in die HNO-Abteilung und mich vor der netten Dame in einen weniger netten Stuhl zwängen. Wobei mir weniger der Stuhl als die daneben aufgereihten Instrumente und Werkzeuge Angst machten. Ich bin in der Tat kein Held. Schon gar nicht bei vollem Bewusstsein.

Nach einer kurzen Begutachtung und einer Sprühaktion auf meinen Gaumen hatte ich das Gefühl als hätte man mir meinen Rachen komplett verschlossen. Ich konnte nicht mehr schlucken und es fühlte sich an, als wäre das Teil endgültig “gelähmt”. Nur der Frosch war noch immer da und so kam das Unvermeidliche. Vor mir, gut sichtbar, baute die Ärztin ein Ding mit einem ganz langen Schlauch zusammen und erklärte mir dabei, dass sie das jetzt durch meine Nase schieben muss um in meinen Rachen zu gelangen. Um zu schauen ob da was drin steckt. Erklärt wird einem das so, wie wenn man einem Fragenden sagt wie spät es gerade ist.

Und dann passierte das was ich auf jeden Fall vermeiden wollte. Das Ding wanderte durch meinen Nasenflügel und ich bereitete mich schon geistig auf den Eintritt in das Gehirn vor. Doch kurz bevor es soweit war bog die Schlange dann nach unten ab und fand sich in meinem Rachen wieder. Dabei hatte ich das Gefühl als würde mir neben meiner Zunge, auch die Galle, die Leber, die Niere und was sich sonst noch in meinem Körper befindet hochkommen. Inklusive dem gesamten Hirn. Um es geschmacklich abzurunden sei dazu bemerkt, dass sich die ganze Aktion ungefähr so anfühlt als würde man kotzen ohne zu kotzen. Einfach ekelhaft.

Nachdem das Ding dann wieder aus meinen Öffnungen draussen war erklärte mir die nette Dame, dass ich nichts im Hals habe, ausser einer Rachenentzündung und einem stark geschwollenen Gaumenzäpfchen. Und genau das fühlt sich an als hätte man drei Kilo Rotz im Hals stecken. Was dann den permanenten Würgereflex bewirkt. Ist lästig, aber nichts gefährliches. Man soll halt versuchen so wenig wie möglich zu schlucken. Leichter gesagt als getan wenn man permanent den Drang verspürt, alles raus würgen zu müssen. Um diesen Zustand so rasch wie möglich zu beenden, verschrieb sie mir dann Medikamente, die die gesamte Bandbreite an Einnahmemöglichkeiten abdeckte. Nasentropfen, die schmecken als würde man rostiges Wasser schlucken, einen Cortison-Spray und Tabletten die man ohne weiteres als Geschoss in einer Steinschleuder verwenden könnte.

Um drei Uhr nachmittags war ich dann endgültig wieder daheim. Mit Frosch im Hals und einem schlechten Geschmack noch dazu. Ausserdem war ich nach dieser Nasen- und Rachenbesichtigung ziemlich durch und hatte zu nichts mehr wirkliche Lust. So beschissen kann ein Sonntag sein.

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