FH vs. Universität

Nachdem ich durch meine allerliebste Tochter immer wieder auch mit der Jugend zusammen komme bleibt mir eines nicht verborgen. Nämlich wie die sich die Zeiten in bezug auf die Schule geändert haben. Ich weiss noch wie ich die Hosen voll hatte bei der Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium und dann froh war es geschafft zu haben. Heute geht jeder da hin. Die Matura machte man weil man danach in der Regel studieren wollte und die war dazu nun einmal erforderlich. Auf die Uni ging man weil man wirklich Ziele hatte und man damit rechnen konnte, einen sicheren und vor allem besseren im Platz im Berufsleben zu ergattern. Heute studiert ein Grossteil deswegen, weil es besser ist sich auf die Bank zu setzen als keinen Job zu haben. Und hier beginnt sich der Hund meiner Meinung nach in den Schwanz zu beissen.

Heute wird wird wieder laut über Studiengebühren nachgedacht und reflexartig hört man alle schreien. Ehrlich gesagt, ich bin dafür. Weil ich der Meinung bin, dass nur wer das was man ihm bietet auch zu schätzen weiss, sich entsprechend engagiert. Was ich in der Zeit als Tochter auf die “normale” Uni ging so erlebt habe, lässt mich an dieser Meinung nur noch stärker festhalten. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber dass sich sehr viele dort einfach einen billigen Lenz machen steht ausser Zweifel. Denn nachgewiesen ist auch, dass 2009 nur 11% eine FH besuchten und dass FH-Studenten rascher studieren und auch seltener arbeitslos sind und werden. Als Uni-Absolvent ist man heute in der Regel erst einmal Gast am Arbeitsamt.

Jetzt wo sie die Aufnahme auf die FH geschafft hat, sehe ich mich bestenfalls darin bestärkt, dass man viel selektiver vorgehen sollte. Sowohl was die Finanzierbarkeit wie auch die Auswahlkriterien angeht. Es macht null Sinn wenn man in einem Hörsaal 300 Studenten hat die halt ihr “Pensum” absitzen, oder nicht (es gibt ja keine Anwesenheitspflicht), oder ob sie gezwungen sind, sich auch tatsächlich ihrem Studium zu widmen. Natürlich, im Falle allerbester Tochter ist es krass, weil gerade mal 30 Teilnehmer überhaupt genommen werden. Dafür ist aber eines sicher gestellt: Die FHs sind kein Auffangbecken für Leute die nicht pushen können oder wollen. Und die die unterrichten sind keine Staatsbeamten denen ihre Pension das wichtigste ist. Handelt es sich dabei doch um Leute die selbst über lange Jahre zu den weltbesten ihrer Sportart gehörten und teilweise noch gehören.

Was ich meine ist, dass der Zugang “kostenlose Bildung für alle” zwar ein lobenswertes Ziel, es aber einfach nicht machbar ist. So sehr es auch wünschenswert wäre. Es scheitert aber nicht nur an den Mitteln, es scheitert auch – und vor allem – am Willen und der Bereitschaft sich wirklich den Arsch aufzureissen um das tun zu dürfen was manche nur als Spass oder als bequeme Hängematte empfinden. Auch wenn es hart für manche Unschuldige ist, ich bin dafür, dass man dafür bezahlt und einen Nachweis erbringen muss, dass man fähig ist sich auf die Bank zu setzen. Schliesslich bin ich auch kein Installateur nur weil ich einen Wasserhahn abdichten kann.

PS: Studenten die sich tatschächlich den Hintern aufreissen und neben dem Studium von Kaffee, Red Bull, einer Pizza und zwei Jobs leben um sich ihr Studium überhaupt leisten zu können, die sollte man auch entsprechend fördern. Vor denen ziehe ich den Hut. Alle anderen – und das sind halt leider tausende – sollten sich einen Job suchen oder sonstwas tun. Aber nicht jenen den Platz wegnehmen die ihn wirklich bräuchten.

vanilleblau tagged this post with: , , Read 1472 articles by
5 Statements Dein Statement
  1. Luisa sagt:

    Ich denke, die meisten Langzeit-Studenten werden gesponsert und deshalb können sie es sich leisten, lange zu studieren. Die perspektivlosen Studenten brechen ihr Studium nach ein paar Semestern ab, weil sie ziellos sind. Die Qualität der Lehre wird sich durch die Einführung der Studiengebühren sicherlich nicht verbessern. Heutzutage muss man sich von der Masse absondern und ein Auslandsemester an einer renommierten Hochschule vorweisen können, damit kann man sicherlich punkten. In Deutschland werden FH-Absolventen leider schlechter bezahlt, als Uni-Absolventen – das ist der einzige Nachteil eines FH-Abschlusses.

  2. vanilleblau sagt:

    @Luisa: Die Qualität der Lehre hängt aber schon auch von der Anzahl der Unterrichtenden ab. Es macht doch einen Unterschied ob ich 30 Leute oder 300 vor mir habe und mich den 30 wirklich auch widmen kann oder 300 einfach volltexte.

  3. Luisa sagt:

    Da stimme ich Dir zu. Private Hochschulen haben einen exzellenten Ruf und sind der ideale Sprungbrett für eine Karriere.

  4. Judy sagt:

    Unterschrieben. Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen.

  5. vanilleblau sagt:

    @Luisa: Normalerweise, ja.

    @Judy: :-)

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